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Buenos Aires

Um 8.15 morgens war es dann soweit. Wir mussten unsere Norwegian Dream verlassen. Ein Bus brachte uns zum Terminal, wo die Suche nach den Koffern mit den weiß-roten Anhängern begann. Die halbtägige Stadtrundfahrt begann sofort auf dem Weg zu unserem Hotel. In einem der vielen Parks von Buenos Aires steht ein Kunstwerk in Form einer gigantischen Blume, die sich tagsüber öffnet, sich aber schließt, wenn es Abend wird oder wenn es regnet. Ein ähnliches Exemplar fand sich auf der Expo in Hannover. An der Plaza de Mayo stiegen wir aus. In der Mitte dieses wohl wichtigsten Platzes der Stadt steht die Pirámide de Mayo, um die sich noch heute jeden Donnerstag die Menschenrechtsgruppe der „Madres de la Plaza de Mayo" versammelt und auf diese Weise gegen das Verschwinden ihrer Kinder oder anderer Angehöriger während der Militärdiktatur der Siebziger demonstriert. 

Zu Ehren der Madres wurden rund um die Pyramide weiße Kopftücher auf den Boden gemalt. Man erkennt diese Zeichnungen sogar auf den Bildern von Google earth. Fotografiert haben wir natürlich die Casa Rosada, den prunkvollen Bau der Banco de la Nación und den Cabildo. Die Kathedrale konnten wir heute endlich auch von innen sehen.                  

 

Es folgte der Recoleta-Friedhof mit seinen Monumentalbauten. Hier besichtigten wir u.a. das Grab von Eva Perón, die von den Argentiniern noch heute sehr verehrt wird. Der absolute Höhepunkt war jedoch der Besuch des Stadteils La Boca mit seinen bunten Wellblechhäusern, die entlang des „Caminito" stehen.      

 

          Das ehemalige Hafenviertel lebt vom Tango, man hört ihn in den Straßen, er tönt aus den Geschäften und Restaurants. Junge Tänzerpärchen posieren anmutig für Touristen oder lassen sich mit weniger anmutigen Touristen in Tangopose fotografieren. In den Straßen reihen sich unzählige Stände mit Andenken und Folkloreartikeln aneinander, Touristen drängen sich hindurch, fotografieren die bunten Puppen auf den Balkonen oder vor den Geschäften, handeln und kaufen.

Am Ende der Tour lieferte der Bus uns und unsere unzähligen Koffer und Taschen im Amerian Park Hotel ab. Es herrschte ein Chaos von Gepäckstücken und Menschen, man suchte, checkte ein, wartete und diskutierte, und in all diesem Durcheinander gelang es einem Dieb, mit der Tasche eines mitreisenden Ehepaares aus der Lobby zu verschwinden. Niemandem war in dem Gedränge der gut gekleidete Herr mit Hut aufgefallen, den die Überwachungskamera zeigte. Die Kriminalität war hier, in der Nähe der bekanntesten Einkaufsstraßen der Stadt, nicht wegzudiskutieren. Auch am nächsten Tag versuchte ein Langfinger, Geld aus der Hosentasche eines Herrn unserer Gruppe zu entwenden, was dieser allerdings bemerkte und verhindern konnte.

           Trotz dieser unangenehmen Vorfälle unternahmen wir am Nachmittag einen Spaziergang zum Belle-Epoque-Café Tortoni, dem wie man sagt berühmtesten Kaffeelokal in Buenos Aires. Wir hatten vor drei Jahren hier eine Tangoshow besucht und waren von dem Lokal begeistert gewesen. Der Portier beschrieb uns den Weg, trotzdem mussten wir einige Male fragen, ehe wir unseren „Cafecito" und Kuchen genießen konnten.

Der Abend war selbstverständlich dem Besuch einer Tangoshow vorbehalten. Fast die ganze Gruppe hatte diese Veranstaltung im „Café de los Angelitos" zusätzlich gebucht. Das fast 100 Jahre alte historische Café, wo Carlos Gardel oft einkehrte, wurde renoviert und im Mai 2007 wiedereröffnet. Leiterin ist die deutsche Tangotänzerin Nicole Nau. Wir sahen hier eine moderne und rasante Tangoshow, die anders war als alles, was wir bisher in Buenos Aires in dieser Richtung gesehen haben. Es gefiel uns sehr gut. 

Nach diesem anstrengenden Tag voller Ereignisse konnten wir am folgenden Morgen ausschlafen, mußten aber das Zimmer bis 12 Uhr Mittags räumen. Bis zu unserem Flug nach Deutschland gegen 22 Uhr hatten wir also eine Menge Zeit, die wir mit einem zusätzlichen Ausflug in das Tigre-Delta überbrückten. An der Mündung des Rio Paraná in den Rio de la Plata ist auf unzähligen Inseln der Vorort Tigre entstanden. Das Flußdelta – man sagt, es sei halb so groß wie Holland – ist von unzähligen Kanälen und Seitenarmen, Neben- und Querflüssen durchzogen. Es entstanden Inseln, auf denen insgesamt 5.000 Menschen leben. Zum Teil haben sie hier ihren festen Wohnsitz, es gibt aber auch die Ferienhäuser wohlhabender Bewohner. Erreichen kann man diese Domizile nur mit dem Boot. Versorgt werden die Bewohner von schwimmenden Krämerläden, die durch das Layrinth schippern. Wer immer Lebensmittel benötigt, hängt eine weiße Plastiktüte an den Bootssteg. Es gibt einen „schwimmenden Arzt", die Kinder werden mit dem Boot zum Unterricht abgeholt. Nur die Kirche steht auf einer eigenen Insel und wartet auf die Gläubigen, die natürlich mit ihrem Boot zum Gottesdienst kommen. Leider sieht man neben gepflegten Villen auch hin und wieder zerfallene Gebäude. Die Häuser, so sagte man uns, sind nicht teuer, sie zu unterhalten verursacht aber erhebliche Kosten. „Se vende" kann man daher an vielen Bootsstegen lesen.

Wir kamen gerade noch rechtzeitig zurück ins Hotel, um unsere Koffer aus der Menge herauszusuchen und das Handgepäck aus der Aufbewahrung zu nehmen. Wegen der befürchteten Überbuchung der Lufthansa-Maschine wollten wir so früh wie möglich einchecken. Kolja schaffte es auch, dass jeder einen Platz neben seinem Partner bekam. In all dieser Abreisehektik wurde uns eigentlich erst im Flugzeug so richtig bewusst, dass unsere mit Spannung erwartete Umrundung des Kap Hoorn nun zu Ende war.

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© Text und Fotos: Karlheinz und Edith Rompf -© Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile