Reisebericht  Chile 

15. Jänner bis 7. Februar 2011

 Ein Bericht von Wolfgang Raab

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Mittwoch, 19. Jänner 2011

Río Sur und Parque Nacional Alerce Andino

Geplant ist ein Ausflug in den Regenwald im Nationalpark Alerce Andino. Der Park hat mehrere Eingänge und wir wählen jenen bei Correntoso. Zuerst aber machen wir einen Umweg über Río Sur - einen kleinen Ort ca. 10 km südlich des Ufers vom Lago Llanquihue und 20 km westlich von Puerto Varas. Obwohl nicht allzu weit von größeren Orten entfernt, scheint die Zeit dort stillgestanden zu sein. Ochsen, die Baumstämme ziehen, habe ich zuletzt vor 58 Jahren im auch damals abgelegenen Imlautal bei Werfen im Salzburger Land zuletzt gesehen. Die Häuser liegen entlang einer Schotterstraße immer hunderte Meter voneinander entfernt. Bemerkenswert ist die Vielzahl von Kirchen verschiedenster Konfessionen - obwohl Chile zu 70% katholisch ist. Unter den 15% Lutheranern gewinnt die bereits 9% umfassende Pfingstbewegung immer mehr Einfluss. Aber auch Zeugen Jehovas (1%), Mormonen (1%) und kleinere christliche Sekten errichten Kirchen, die nicht immer leicht auf den ersten Blick als solche erkennbar sind.

Anfahrt zum Alerce Andino Nationalpark

Karte Alerce Andino Nationalpark

 

Kirchen in Río Sur
Rio Sur zwischen Puerto Varas und Puerto Montt Kirche in Rio Sur Rio Sur, Dorf bei Puerto Varas
Das bescheidene Wohnen und Leben in Río Sur
Wohnhaus in Rio Sur Ochsengespann in Rio Sur Rio Sur bei Puerto Montt


Das Land wurde durch deutsche Einwanderer besiedelt und wird bis heute landwirtschaftlich genutzt. Es gibt keinen Schnee im Winter und die Tiere sind das ganze Jahr über im Freien. Die kleinen Holzhäuser haben keine Fundamente. Sie stehen entweder auf Holzpfählen oder losen Betonsockeln. Außer Kostengründen, spricht auch die Erdebenhäufigkeit in Chile für diese Bauweise. Chile ist ein Land mit sehr großer Bebenhäufigkeit, die sich aber nicht gleichmäßig verteilt, wie der Grafik zu entnehmen ist.

Plattentektonik und Bebenhäufigkeit um Chile
Tektonische Platten Südamerika Erdbeben pro Jahr in Chile Erdbeben weltweit


Beben unter Stärke 5 nach der Richterskala werden lediglich als "seismisches Ereignis, = span. Sismo" bezeichnet, da in ländlichen Gebieten dabei keinerlei Schäden auftreten. Es gibt kaum Häuser aus Ziegel und nur wenige mit einem Stockwerk. 
Unter den stärksten 7 je gemessenen Beben ist Chile zweimal vertreten!

Erdbeben von Valdivia  1960 Chile 22.05.1960 9,5
Großes Alaska-Beben 1964 Alaska 27.03.1964 9,2
Erdbeben im Indischen Ozean 2004 Sumatra 26.12.2004 9,1
Erdbeben von Kamtschatka 1952 Kamtschatka 04.11.1952 9,0
Erdbeben Honshu 2011 Japan 11.03.2011 9,0
Erdbeben vor Maule 2010 Chile 27.02.2010 8,8
                                

Auf der Fahrt von Río Sur nach Alerce nehmen bis zu 5 Autostopper auf unserer Ladefläche Platz. Neben Trampern auch Einheimische, die wegen spärlichen Busverkehrs auch kilometerlange Fußmärsche in Kauf nehmen müssen. 

Vor Puerto Montt sehen wir erstmals die neuen "modernen" Wohnsiedlungen, die noch bis vor kurzem mit dem Slogan "Ein Traum wird wahr" beworben wurden. 

Wohnsiedlung in Puerto Montt

Siedlung in Puerto Montt


Man findet derartige Siedlungen überall am Stadtrand von Puerto Montt in den verschiedensten Ausführungen. Die Bauweise ist mit unseren Maßstäben nicht zu messen, dennoch gibt es beachtliche Qualitätsunterschiede, die man sofort erkennt. Dach, Fenster, Zäune oder Verkleidung sind je nach Siedlung verschieden ausgeführt . Dabei sind diese Häuser von der Stange auch für chilenische Verhältnisse nicht billig, zumal sie ohne Heizsystem verkauft werden. Ob da nicht jemand viel Geld damit verdient?

 

Parque Nacional Alerce Andino


Wir fahren weiter zum Nationlapark Alerce Andino, einem der 32 Nationalparks von Chile. Mit 393 km² gehört er zu den kleineren Parks. Der größte Nationalpark Bernardo O'Higgins umfasst beispielsweise 35000 km² (40% der Fläche Österreichs). Alerce Andino liegt in den Anden in der Los Lagos Region von Chile . Er ist im Norden durch den Lago Chapo, im Süden und Osten durch die Trichtermündung des Reloncavi, dem nördlichsten Fjord Chiles begrenzt. Der Park umfasst etwa 50 Seen und natürliche Teiche. Wir betreten den Park bei Correntoso, einem nördlich gelegenen Eingang.
"Wer den chilenischen Wald nicht kennt, kennt diesen Planeten nicht," schrieb Pablo Neruda (1904 - 1973), chilenischer Schriftsteller, Freund des Salvador Allende und Literaturnobelpreisträger 1971.
Gemeint hat er damit den kalten Nebelregenwald im Süden Chiles. Vor Millionen Jahren im Tertiär entstanden, überdauerte er die Eiszeiten und gilt heute als der artenreichste Wald der Welt. Der einzig verbliebene kalte Regenwald der südlichen Hemisphäre birgt eine Vielzahl von Bäumen, Sträuchern, Bambus, Farnen, Moosen, Lianen, Flechten, Gräsern und Kräutern. Wir wandern mit dem Ziel einen Platz, genannt Rodal Alerce aufzusuchen, an dem sich mehrere Dutzend Alercebäume befinden. Die Andenlärchen - genauer Fitzroya cupressoides sind Koniferen, die mit dem kalifornischen Redwood verwandt sind und bis zu 3600 Jahre alt werden, gehören zu den ältesten Bäumen der Welt.

Auf dem Weg zum Park und im Park
Straße zum Alerce Andino Nationalpark Wandern im Alerce Andino Nationalpark Trekking im Alerce Andino Nationalpark

 

Gerinne, Dickicht, Furten und Stege erlauben kein Abweichen vom angelegten Pfad

Fluss im Alerce Andino Nationalpark Urwald im Parque Nacional Alerce Andino Brücke im Alerce Andino Nationalpark Arrayan


Leider verwehrt uns der Regen und der erhöhte Wasserstand in einer Furt die Überquerung des Flusses, wodurch sich der Rundgang verkürzt. Ein beeindruckendes Erlebnis ist der Urwald jedenfalls. Die vielfältige Flora ist einzigartig und mit den europäischen Pflanzen kaum vergleichbar. Natürlich gibt es Pflanzen aus Familien, die auch wir kennen. Als gleiche Pflanzen erkannte ich nur solche, die es bei uns in Gärtnereien gibt! Für Botaniker ein schöner Link - leider nur spanisch: 
http://www.florachilena.cl/index.php
So sahen wir anfangs nur kleinere Exemplare der Fitzroya. Wenn man für 1 cm Dickenwachstum je nach Alter und Standort 10 bis 20 Jahre rechnet (Enciclopedia de la Flora Chilena - siehe Link) haben selbst Stangen mit 5 bis 10 cm Durchmesser ein Alter zwischen 50 bis 200 Jahren!

Nach der abendlichen Rückkehr beschließen Rüdiger und ich den Abend im "Seerestaurant" von Puerto Varas. Der Abend klingt bei Arvid gemütlich aus und wir stellen mehr und mehr fest, dass uns eine gemeinsame Anschauung der Welt und der darin vorkommenden Fährnisse verbindet. Rüdiger rundet alles mit seinem ihm eigenen Humor ab. So verstehen wir uns auch mit unseren deutschen Reisebegleitern Eva und Rainer prächtig.

 

Ihr preiswertes gemütliches Urlaubsdomizil, Hosteria Outsider, Arvid Puschnig, San Bernardo 318, Puerto Varas, Chile, Tel. 0056 (0)65 2231056   Hier geht's zur Startseite von www.chilereisen.at, ein kleiner Online-Reiseführer für Ihre Chilereise

© Text + Fotos: Wolfgang Raab, Bad Ischl, Austria   Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile