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Montevideo

Gestern war definitiv unser letzter Tag auf See. Selbst wenn wir es hätten ignorieren wollen, wurden wir duch das angekündigte „Ausschiffungs–Gespräch" in der Stardustlounge unbarmherzig daran erinnert. Na ja, so erfuhr ich wenigstens, dass mein eingeschmuggelter Nescafé, der wegen des Einfuhrverbotes von Lebensmitteln immer tief im Koffer verborgen war, nicht zu den unerlaubten Dingen gehörte.

Nachdem es während der gesamten Reise unerwartet ruhig, sanft und freundlich war, zeigte das Meer an diesem letzten Tag, dass eine Seefahrt nicht unbedingt so friedlich verlaufen muss. Im Laufe des Nachmittags wurden die Wellen höher, unsere Norwegian Dream schwankte heftiger als normal, beim Drehen unserer Laufrunden auf Deck sieben empfing uns am Bug und am Heck ein garstiger Wind. Außerdem fing es an zu regnen.

Der Titel der sehr schönen Show am Abend, die sich „Sealegs at Sea" nannte, passte ausgezeichnet dazu. Das stürmische Wetter dauerte die ganze Nacht. Manchmal war das beim Laufen lästig, oder wenn man unter der Dusche stand. Zum Einschlafen eignete sich dieses Wiegen und Schaukeln bestens. Selbst am nächsten Morgen machte das Schiff immer wieder unerwartete Bocksprünge. War das etwa der Grund, weshalb heute beim Frühstück einer der begehrten Zweiertische am Fenster frei war?

Gegen zwölf Uhr Mittags wurde das Meer ruhiger, oder war das etwa schon der Rio de la Plata? Wir standen an der Reling, und Montevideo kam in Sicht. „Guck mal, da drüben ist der morderne Bau des „Handyturmes" von der Telekom, und da der Salvo. Und dort sind die Hafengebäude. Ist da wohl der Mercado del Puerto, und wo ungefähr lag unser Hotel, in dem wir vor drei Jahren wohnten? Das war doch direkt an der Hafenpromenade."

Es regnete in Strömen, als wir in unseren Bus zur Stadtrundfahrt einstiegen. Jeder wollte natürlich schnellstens ins Trockene kommen, besonders jener Herr im orangefarbenen T-Shirt, der sich mit seinem ganzen Gewicht auf die vor ihm Stehenden warf, um dem Regen zu entgehen. Er war wohl ganz besonders wasserscheu. 

Wir verließen die Hafengegend, fuhren am Fußballstadion vorbei durch die ausgedehnten Parks in Richtung Innenstadt. Natürlich zeigte man uns die für Montvideo so typischen Skulpturen des uruguayanischen Künstlers José Belloni. Im Park mit dem unaussprechlichen Namen Battle y Ordoñez steht das Denkmal „La Carretera." Es stellt ein ziemlich lebensechtes Ochsengespann dar, das einen altertümlichen Planwagen zieht und erinnert an die ersten Siedler Uruguays. Mit „La Dilligencia," einer Postkutsche mit einem ziemlich wilden Pferdegespann, dokumentierte er das Reisen in alter Zeit. Ob das Kriegerdenkmal an der Plaza de la Armada ebenfalls von Belloni ist, weiß ich leider nicht. 

 

Der Bus hielt anschließend zu einem kurzen Rundgang an der Plaza Independencia, in dessen Mitte das Denkmal des Nationalhelden Artigas steht. Wir hatten etwa eine halbe Stunde Zeit und knipsten trotz des leichten Regens das bekannteste Gebäude Montevideos, den Palacio Salvo. Direkt neben diesem merkwürdig geformten Hochhaus steht der einstige Präsidentenpalast, heute Palacio Estévez. Am Ende der Plaza fanden wir das Teatro Solís, und gegenüber dem Palacio Salvo bildet ein modernes, fast gläsernes Hochhaus einen auffälligen Kontrast zu den Fassaden der kolonialen Gebäude.          

Borracho?

Die offizielle Besichtigung war damit beendet. Da das Schiff erst gegen 22 Uhr wieder von Montevideo abfahren sollte, blieb uns noch genügend Zeit für einen Besuch des Mercado del Puerto. Insbesondere an Samstagen gibt es hier einen wahren Jahrmarkt mit Flohmarktständen, Kunstgewerbeartikeln, Besuchern, brechend vollen Restaurants, Sängern, Tänzern und Artisten. 

      

          Heute, es war später Nachmittag, war es schon ein wenig ruhiger. Trotzdem werkelten in der riesigen Markthalle die „asadores" an ihren Grillständen. Es duftete verführerisch, und man servierte uns hier das beste Rindersteak des Urlaubs.

 

         

Am Abend tanzten wir noch einmal in Luckys Piano Bar. Anschließend war dann Kofferpacken angesagt, denn unser Gepäck sollte, versehen mit den weiß-roten Kofferanhängern, bis 2 Uhr nachts zur Ausschiffung vor der Tür stehen.

 

 

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© Text und Fotos: Karlheinz und Edith Rompf -© Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile