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Santiago de Chile

Zur Stadtrundfahrt am folgenden Morgen präsentierte sich Santiago im Sonnenschein. So hatten wir vom Cerro San Cristóbal, dem höchsten Punkt der Stadt, einen grandiosen Blick auf ein endloses Häusermeer, unterbrochen von Plätzen und Grünzonen. Bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren hatte Santiago unter einer Wolke von Dunst und Smog gelegen. Die Sierra allerdings, die bei klarem Wetter die Stadt wie eine Theaterkulisse umgibt, hüllte sich auch heute in Nebel.

Neu für uns war die Wachablösung der Polizei am Regierungsgebäude an der Plaza de la Constitución, die an jedem Sonntag stattfindet. Es ist ein malerisches Spektakel von weißen Uniformen, Fahnen, Spielmannszügen und Pferden. Nicht nur Touristen hatten sich als Zuschauer eingefunden. Der Platz war voller Menschen, und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt bewässerten die Gärtner die Grasflächen. Sie stellten die Rasensprenger allerdings sofort nach Beendigung der Zeremonie wieder ab. Die Kathedrale an der Plaza de Armas fotografierten wir in bestem Sonnenschein, fragten nach Briefmarken am Ansichtskartenstand bei der Post, hatten aber keine Zeit mehr für einen Besuch des Museo de la Ciudad, denn wir mußten uns auf den Weg nach Valparaiso machen. Spätestens um 16 Uhr sollten wir auf der Norwegian Dream einschiffen.

Kathedrale und Glaspalast  nebeneinander, in Santiago kein Problem

 

Wir fuhren durch Chiles bestes Weinanbaugebiet. Die Weine des Landes sind in aller Welt geschätzt und die Reben einer der Gründe, weshalb es streng verboten ist, Früchte, Sämereien und jede Art frischer Lebensmittel einzuführen. Man will vermeiden, dass Schädlinge eingeschleppt werden, die der Landwirtschaft schaden könnten. Der chilenische Zoll ist da sehr streng.Einen kurzen Stopp gab es in Viña del Mar, einem beliebten Badeort, der hauptsächlich vom Tourismus lebt. Heute, einem Sonntag, herrschte hier Ferienstimmung. An der Uferpromenade standen zahlreiche bunte Buden voller Andenken und Süßigkeiten. Kinder wuselten mit ihren Rollern und anderen Minifahrzeugen herum, bunte Kutschen warteten auf Gäste.

in Viña del Mar

 

In einer ausgedehnten Gartenanlage steht die Spielbank von Viña del Mar. Sie ist dem Casino von Monte Carlo nachempfunden. Und da Bad Homburg sich „Mutter von Monte Carlo" nennt, steht in Viña del Mar wohl das Enkelkind der Spielbank Bad Homburgs. Das jedenfalls war der folgerichtige Gedankengang von Karlheinz.

Von Valparaiso haben wir nicht allzu viel gesehen. Die Stadt erstreckt sich über unzählige steil zum Meer abfallende Hügel. Seilbahnen und Aufzüge verbinden die einzelnen Stadtteile miteinander. Am Hafen warfen wir einen ersten Blick auf die Norwegian Dream, die, gewaltig wie ein Hochhaus, am Pier lag. Ein Bus fuhr uns zum Terminal. Wir brachten die Einreiseformalitäten hinter uns und gelangten, wiederum per Bus, zu unserem Schiff. Vor der Gangway stand ein streng blickendes Besatzungsmitglied in weißem Kittel und desinfizierte uns als allererstes unsere schmutzigen Hände.

Norwegian Dream

Man hatte das Bordtheater in eine riesige Wartehalle umfunktioniert und jeweils in Quadrate eingeteilt, von wo aus man die Passagiere zur Passkontrolle und dem Empfang der Zimmerkarten durchwinkte. Ach ja, eine Portraitaufnahme von jedem einzelnen wurde auch gemacht, zur elektronischen Erfassung. Dann endlich betraten wir unsere Kabine Nr. 6047. Sie war mit ca. 18 qm relativ geräumig, zweckmäßig eingerichtet, und hatte vor allen Dingen ein großes Panoramafenster. Ein kleiner Tisch mit Sofa und Sessel stand davor. Unsere Koffer hatte man vom Bus direkt aufs Schiff gebracht. Wir wollten auspacken. Aber nein, zuerst wurden alle Passagiere zur obligatorischen Sicherheitsübung gerufen. Es dauerte ziemlich lange, bis die Informationen über das Verhalten im Notfall in Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch und Portugiesisch verlesen waren, aber alle sahen es ein: Safety first!

Lustiger war dann die Abfahrtsparty auf dem Sonnendeck. Unsere Norwegian Dream nahm langsam Fahrt auf, jeder suchte sich einen Aussichtsplatz an der Reling, die Angestellten boten die ersten Drinks an. Wir genossen die Sonne, die Wellen, den Fahrtwind und konnten all die Schreckensmeldungen kaum mehr glauben, die wir in den vergangenen Wochen gelesen hatten. Von einer Havarie im Hafen von Montevideo war die Rede gewesen. Ein Passagier hatte ein Zufallsvideo von diesem Zusammenstoß mit einem Autotransporter ins Internet hochgeladen. Man hatte deutlich gesehen, dass der Bug unseres Schiffes arg beschädigt worden war. Aber wir waren sicher: so etwas würde bestimmt kein zweites Mal passieren.

Ein Tag auf See

Ausschlafen war für heute angesagt. Nach zwei anstrengenden Tagen mit Flug, Besichtigungen und Einschiffen hatten wir uns den Ruhetag verdient. Wir schafften es gerade noch zum Frühstück ins „Four Seasons", das bis um 10 Uhr geöffnet war. Dann endlich konnten wir die Norwegian Dream genauer inspizieren. Da gab es zunächst einmal den Jogging-Trail auf Deck sieben. 455 Meter legte man mit einer Runde zurück. Wir absolvierten einige Runden. Das Sonnendeck befand sich auf Deck zwölf. Wir fanden ein windstilles Eck, um erste Sonnenbräune zu bekommen, sahen an der Reling den Wellen zu und hielten vergebens nach anderen Schiffen Ausschau. Am Nachmittag gab es Tanzunterricht. Die Tanzlehrer Andre und Francine zeigten die ersten Schritte des argentinischen Tangos. Eigentlich war die Schrittfolge überhaupt nicht schwer, aber wegen des inzwischen heftigeren Seeganges gelangen mir immer nur unbeholfene Hopser. Schließlich gab ich auf, und Karlheinz probierte die Herrenschritte gar nicht erst. Interessanter fanden wir den Programmpunkt „Fotos mit dem Kapitän". In unserer Schiffszeitung „Freestyle Daily" gab es dazu einige Ratschläge der Experten aus dem Fotostudio: „Zeigen Sie sich von Ihrer guten Seite," lasen wir. „Positionieren Sie Ihren Körper in einem 45-Grad-Winkel zur Kamera, um den Schlankheitseffekt (!) auszunutzen. Stellen Sie Ihren besseren Fuß nach vorne. Lassen Sie Ihre Zehen in Richtung Kamera zeigen. Sie müssen nicht scheu sein, stehen Sie nahe an Ihrem Partner." Wir haben es nicht ausprobiert, denn nach dem Abendessen spielte die Norwegian Dream Show- Band in der Stardust-Lounge. Wir versuchten die ersten Tanzschritte. Obwohl man hier in der Schiffsmitte den Seegang nicht sehr spürte, merkten wir, dass es bis zu echten „Seemannsbeinen" noch eine Weile dauern würde.

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© Text und Fotos: Karlheinz und Edith Rompf -© Web: Arvid Puschnig, Hosteria Outsider, Puerto Varas, Chile